Die archäologischen Ausgrabungen
Die Ruinen von Aventicum, der Hauptstadt des römischen Helvetiens, hatten bereits im 16. Jahrhundert das Interesse von Gelehrten, Sammlern und anderen forschenden Geistern geweckt. Schon Ende des 18. Jahrhunderts gab es hier die ersten dokumentierten Ausgrabungen.
Von 1885 an führte die Association Pro Aventico an mehreren Fundstellen systematische Grabungen durch, unter anderem am Theater. Seit 1969 liegt die Verantwortung der Ausgrabungen bei der Fondation Pro Aventico. Seit 2014, liegt sie bei dem Team des Site et Musée romains d'Avenches (Kanton Waadt). Die noch heute durchgeführten Rettungsgrabungen reihen sich also in eine über zweihundertjährige Geschichte ein.
Die Fundstätte von Aventicum ist von nationaler Bedeutung und steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Diese Verordnung hatte zum Ziel, die Denkmäler und Bodenfunde der römischen Stadt auf dem Gemeindegebiet von Avenches auf der Rechtsgrundlage der « Loi sur la protection de la nature, des monuments et des sites » (LPNMS) zu schützen. In Zusammenarbeit mit der SeKtion Archéologie cantonale du Service Immeubles, Patrimoine et Logistique de l’Etat de Vaud sorgen die Mitarbeiter des Site et Musée romains dafür, dass diese Vorgaben bei allen Bauvorhaben und Raumplanungen beachtet werden, die archäologische Bodenfunde zerstören könnten.
In den vergangenen 20 Jahren führten der Bauboom, der Bau der Nationalstrasse A1 und zuletzt die Ausweisung eines neuen Industriegebietes im Gemeindegebiet von Avenches zu zahllosen Rettungsgrabungen in verschiedenen Arealen der römischen Stadt und ihres Umlandes.
Eine archäologische Grabung endet nicht mit der reinen Ausgrabung der Befunde. Die Fundobjekte müssen registriert werden und kommen anschliessend in das Labor zur Konservierung und Restaurierung oder in das Depot der Museumssammlung. Die Grabungsdokumentation muss für die Archivierung vorbereitet, für das jährlich erscheinende Bulletin de l’Association Pro Aventico müssen Grabungsberichte verfasst werden. In Zusammenarbeit mit Spezialisten anderer Forschungsbereiche werden die erhaltenen Daten und Ergebnisse wissenschaftlich publiziert, darüberhinaus muss der archäologische Plan kontinuierlich computergestützt aktualisiert werden. All dies sind weitere Bestandteile der Arbeit der in Avenches tätigen Archäologen.
Auch wenn eine laufende Grabung bereits Aufsehen erregt, werden zusätzlich Tage der offenen Tür organisiert, um einer breiten Öffentlichkeit die Bodenfunde zu zeigen, die eines Tages verschwinden werden. Auf Anfrage werden die Grabungen und die mit der Archäologie zusammenhängenden Berufe auch für Schulklassen erläutert.