Thermes

Forumsthermen

Öffentliche Bäder beim Forum der Koloniestadt

Thermes

Die sog. «Thermen von En Perruet» nahmen zusammen mit ihren Nebenanlagen die gesamte östlich des Forums gelegene insula 29 ein. Sie wurden im Rahmen des städtebaulichen Programms, das mit der Verleihung des Koloniestatus an Aventicum einherging, ab dem Jahr 77 n. Chr. errichtet, wobei die Finanzierung des Bauprojekts zweifellos durch einen Angehörigen der einflussreichen romanisierten Helvetierfamilie der Camilli erfolgte.

Durch die Stiftung eines dermassen wichtigen Bauwerks förderte der Wohltäter nicht nur die Pflege hygienischer Bedürfnisse wie Körperpflege, Massage oder Sport, sondern er unterstütze auch einen wichtigen sozio-kulturellen Aspekt des römischen Lebens, in dem er einen Treffpunkt für verschiedenste zwischenmenschliche Aktivitäten schuf. Hier in den Thermen konnte man geschäftliche Interessen austauschen, aber sich auch ungezwungen treffen und erholen, den Ausführungen eines Redners lauschen oder eine Bibliothek besuchen. Erst die Tradition der wohltätigen Stifter von Anlässen und Bauwerken (Euergeten) ermöglichte es, dass sich die antiken Städte mit einer Infrastruktur ausrüsten konnte, deren Ideal sich im berühmten, vom Satirendichter Juvenal geprägten Ausspruch der mens sana in corpore sano niedergeschlagen hat.

Eine zweite Badeanlage, die bescheidener ausgestatteten älteren Forumsthermen, die man im Westteil der insula 23 gefunden hat und die bis in die Mitte des 1. Jh. n. Chr. zurückreicht, genügte den Bedürfnissen einer bis ins 2. Jahrhundert hinein stark angewachsenen Bevölkerung wohl nicht mehr, so dass an der Stelle dieser älteren Thermen um 120 n. Chr. ein der Göttin Minerva geweihtes Gebäude, vielleicht eine Bibliothek, errichtet wurde. Die ursprüngliche Nutzung des Ortes wurde also in gewissem Sinne beibehalten, indem ein Bauwerk entstand, das einen Teil der Funktion öffentlicher Thermen übernahm.

Ein grosser, erst in Ansätzen erforschter Baukomplex

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Lediglich das Hauptgebäude der Forumsthermen ist heute sichtbar. Es umfasste drei grosse Räume, die sich von Osten nach Westen aneinander reihten : Das Kaltbad (frigidarium), ein unbeheizter Raum, in dessen kleinen östlichen Apsiden ursprünglich zwei Kaltwasserbecken untergebracht waren, das Warmbad (tepidarium), ein schwach beheizter Raum, ausgestattet mit vermutlich zwei lauwarmen Wasserbecken, zu dem eine Bodenheizung (Hypokaust) mit zwei Heizkammern gehörte, die von einem Service-Gang aus bedient wurden und schliesslich das Heissbad (caldarium); ein noch unvollständig ausgegrabener, heute durch eine Bodenmarkierung gekennzeichneter Raum, der mittels zweier grosser Heizanlagen sowohl vom Boden her als auch durch die Wände erwärmt wurde. Diese Heizeinrichtungen lieferten auch heisses Wasser für zwei Badewannen und die beiden grossen Wasserbecken, mit denen das caldarium ausgestattet war.
Die gesamte Anlage misst ungefähr 52 x 32 m, die Fläche der einzelnen oben genannten Räume variiert zwischen 200 und 325 m2.

Im Nordosten haben Sondierungen Hinweise auf ein bedeutendes Reservoir geliefert, das über einen unter dem frigidarium durchlaufenden Aquädukt mit Wasser versorgt wurde. Zum Badekomplex gehörte vermutlich auch ein grosses Schwimmbecken im Freien, das einen Teil der palaestra (Spiel- und Sportplatz) einnahm. Letztere dehnte sich weiter westlich über die gesamte Breite der insula aus, ohne jedoch bis zur Strasse zu reichen, welche insula 29 vom Forum abgrenzte. Im westlichen Teil der insula stellte ein angefügter Baukörper, der vermutlich aus zwei Reihen von Räumlichkeiten bestand, den Übergang zum Forum her. Dieser Anbau war vielleicht Sitz einer Korporation oder wurde für andere vergleichbare Versammlungen oder Tätigkeiten genutzt. Weitere, im Süden gelegene Räumlichkeiten konnten noch nicht genauer untersucht werden, zu rechnen ist aber mit Serviceräumen und weiterer Infrastruktur wie Latrinen, Garderoben etc.

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Spätere Umbauten

Nach dem Jahr 120 n. Chr. (dendrochronologische Datierung) wurden das frigidarium und das caldarium anlässlich einer gründlichen Umgestaltung des Gebäudes mit neuen Bassins bestückt. Auf der Südseite der Anlage entstand ein Anbau mit beheizten Räumen, die vielleicht eine zweite, eventuell für Frauen reservierte Badeabteilung bildeten. Unterhalts- und Instandstellungsarbeiten wurden bis ins 3. Jh. hinein regelmässig ausgeführt.

Luxuriöse Ausstattung

Das Mauerwerk des Rohbaus, das aus kleinen, sehr regelmässig zugehauenen gelben Kalkstein-Handquader (opus vittatum) bestand, ruhte auf einem Rost aus Eichenpfählen. Die Einfeuerungskanäle der Böden und Wände erwärmenden Heizanlagen (hypocausta) und Heisswasseraufbereitungseinrichtungen waren durchwegs aus nicht sehr hitzebeständigem Molassesandstein hergestellt, weshalb die Steinblöcke periodisch ersetzten werden mussten. Aus verschieden grossen gebrannten Tonplatten bestanden der Hypokaustboden, die Tonpfeiler (pilae) und die restliche tragende Struktur der Fussböden (suspensura); ebenso die Hohlziegel (tubuli), in denen die warme Luft entlang der Wände nach oben abgeführt wurde.

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