Masse und Gewichte

besteht aus Eisen mit Bronzekern und
wiegt annähernd 2 1/3 Pfund (= 873,2 g)
Die römische Grundeinheit für das Längenmass war der Fuss (pes). Der genaue Wert eines pes weist geographisch und chronologisch bedingte Schwankungen auf. Zu Beginn unserer Zeitrechnung betrug er ungefähr 29,6 cm. Ein Fuss wurde unterteilt in zwölf Unzen (unciae), drei Unzen entsprachen einer Handbreite (palmus).
Zweieinhalb Fuss ergaben einen Schritt (gradus) und tausend Doppelschritte (passus) eine Meile (mille passus), das sind ungefähr 1478,5 m. Die Entfernungen zwischen den Städten wurden in Meilen berechnet und auf den sogenannten Meilensteinen angegeben. Die Leuge oder Wegstunde (leuca), eine keltische Masseinheit, ist nie ganz aus unseren Regionen verschwunden.
Zur Berechnung kürzerer Strecken benutzte man ein Lineal (regula) oder einen Zirkel (circinus). Mit diesem zog man nicht nur Kreise, man konnte mit ihm auch Längen übertragen. Das Bleilot (perpendiculum) ermöglichte es, zusammen mit einem Winkelmesser, senkrechte und waagrechte Flächen abzustecken.
Die Grundeinheit des römischen Gewichtssystems war das Pfund (libra), das 327,45 g entspricht; das Pfund wurde unterteilt in zwölf Unzen (unciae) zu 27,3 g. Die Gewichte wurden zuweilen mit einem Buchstaben oder einem Zeichen versehen, das den genauen Wert angibt. So wurde für ein Pfund das Zeichen "I" und für ein halbes Pfund (semis) ein "S" verwendet.
Die Händler und Marktleute verwendeten zum Wägen ihrer Ware zwei Arten von Waagen. Der am meisten verwendete Typus ist die Schnellwaage mit langem Balken und einer einzigen Waagschale (statera). Man nennt sie auch heute noch die römische Waage. Das Gewicht der auf einer schwenkbar befestigten Waagschale plazierten Ware wird durch Verschieben eines vom Waagebalken herabhängenden Gegengewichts bestimmt. Solche Schiebegewichte gab es in allen möglichen Formen, die einfachsten waren eichel- oder kugelförmig, es gab jedoch auch kunstvoll ausgestaltete, z. B. in Form einer menschlichen Büste. Ein weiterer damals bekannter Waagetyp ist die gleicharmige Waage (libra) mit zwei Schalen, die symmetrisch, in gleicher Entfernung von der mittleren Aufhängevorrichtung angebracht sind. Zum Bestimmen des Gewichts sind hier Gewichte verschiedener Grösse nötig.
Die Einheit für das Hohlmass war der quadrantal, der einer amphora entsprach (26,2 l). Die Hälfte einer amphora war eine urna (13,1 l) und ein Drittel ein modius (8,7 l). Ganz kleine Mengen wurden in Löffeln (cochlear) gemessen, der 0,0011 l enspricht.
Der Dodekaeder, ein Messgerät?
Der Dodekaeder ist ein dreidimensionaler geometrischer Körper mit zwölf gleichseitigen Fünfecken identischen Ausmasses. Er ist hohl und durchbrochen. Jede Seite besitzt eine runde Öffnung unterschiedlicher Grösse (von 0,9 cm bis 2,6 cm). Zehn Öffnungen werden gerahmt von konzentrischen Kreisen. Die zwei grössten, sich gegenüberliegenden Öffnungen weisen keine Spuren von Verzierung auf.
Soweit man bisher sagen kann, wurden alle uns bekannten bronzenen Dodekaeder in römerzeitlichen Fundstellen nördlich der Alpen, vor allem im Zentrum und Nordosten Galliens gefunden. Mehr als sechzig Exemplare sind bekannt. Da der Dodekaeder also nicht gerade selten, sein Verbreitungsgebiet jedoch beschränkt ist, kommt diesem Objekt besonderes Interesse zu.
Die Frage nach der Funktion des Dodekaeders hat schon Generationen von Archäologen beschäftigt. Dekorationselement, Spiel oder Messgerät wurden in Erwägung gezogen. Man hat auch die Hypothese aufgestellt, dass es sich um einen Gegenstand für kultische Zwecke handeln könnte. Es wurden jedoch bisher noch keine Dodekaeder innerhalb oder im Umfeld eines Heiligtums gefunden. Heute vermutet man, dass diese Objekte Gerät im Dienst der Astronomie sein könnten. Die zwölf Seiten würden demnach die zwölf Monate des Jahres darstellen, die dreissig Kanten die Tage eines Monats. Nach einer jüngsten Deutung soll es möglich sein, mit dem Dodekaeder die Datenspanne ermitteln zu können, in die die Tagundnachtgleichen im Frühling und Herbst fallen.