Theater, Spiele und Musik
"Panem et circenses", "Brot und Spiele", so lautete die Forderung des Volkes; die imperiale Politik folgte ihr mit ihren Beamten vor Ort und liess durch staatliche Gelder und Spenden Spiele und sonstige Vergnügungen veranstalten, um so die Massen ruhig zu halten, Auflehnungsbestrebungen zu verhindern und sich ihrer Gunst zu versichern.
Im Theater wurden Tragödien und vor allem Komödien gespielt. Die Schauspieler, die unter musikalischer Begleitung Verse deklamierten, hiessen histriones oder cantores und waren normalerweise Sklaven oder Freigelassene. Sie trugen Masken der Komödie oder Tragödie, von deren Aussehen wir uns sowohl durch die Nachbildungen in Marmor oder Terrakotta als auch durch die zahlreichen Abbildungen auf Tonvasen, Öllampen aus Terrakotta, Elfenbeinarbeiten, Wandmalereien, Mosaiken oder Steindenkmälern eine genaue Vorstellung machen können. Wie wir von den antiken Autoren wissen, existierten bis zu 28 verschiedene Maskentypen für Tragödien und 46 für Komödien.

auf dem Gürtel erscheint die Beischrift Dovecus
(oder so ähnlich), höchstwahrscheinlich sein Name.
Anfang 3. Jh. n.Chr.
Sehr beliebt waren auch andere szenischen Darbietungen, wie die Mimen und Pantomimen. Letztere bestand darin, alle verschiedenen, meist aus dem griechischen Mythos stammenden Personen in einer Art Tanz allein durch Gestik und Mimik darzustellen. Dazu trugen die Schaupieler reich bestickte Tuniken und Masken, mit denen fünf verschiedene Rollen verkörpert werden konnten. Der narrative Part wurde von einem Chor übernommen, der dabei von verschiedenen Instrumenten begleitet wurde. Dazu gehörten die Flöte, die Lyra, die Kithara und Zimbeln.
Beim Mimenspiel gab es dieselbe musikalische Begleitung wie beim Pantomimus, die Tänzer trugen jedoch keine Masken und sangen selbst. Die Handlung basierte hier nicht mehr auf Mythen, sondern auf Szenen des alltäglichen Lebens und war meist komisch, zuweilen sogar obszön.
Im Amphitheater wurden, zum Klang von Trompeten oder Orgeln, Gladiatorenspiele (munera) geboten, bei denen bis zum Tod eines Gegners gekämpft werden konnten. Die Gladiatoren setzten sich im allgemeinen aus Sklaven, Kriegsgefangenen und zum Tode verurteilten Schwerverbrechern zusammen. Es gab darunter aber auch junge Leute aus heruntergekommenen Patrizierfamilien, die glaubten, hier zu Ruhm und Ehren und zu schnellem Geld zu kommen.
In künstlichen wilden Landschaften wurden auch Tierhetzen (venationes) veranstaltet, bei denen man Tiere gegeneinander kämpfen liess: Raubtiere gegen Hirsche, Löwen gegen Tiger, Bären gegen Stiere, usw. Es konnten auch Menschen gegen Tiere, z. B. gegen Stiere, Bären, Panther, Tiger oder Löwen antreten.
Ein weiteres Vergnügen war der Zirkusbesuch, jedoch sind in Aventicum bisher noch keine Reste eines Zirkus entdeckt worden. Hier fanden in erster Linie Wagenrennen statt, aber auch andere sportliche Wettkämpfe wie Boxen, Ringen oder Wettläufe.
Musik war im Leben der Römer überall präsent. Sie diente nicht nur als Begleitung bei Aufführungen und Wettkämpfen, sondern kam auch bei öffentlichen oder privaten Feierlichkeiten zum Einsatz, wie z. B. bei Banketten, Hochzeiten, Begräbnissen, Triumphzügen, Prozessionen oder Opferhandlungen.
Die Fragmente einer Orgel, die in Aventicum zu Tage kamen, sind von besonderer Bedeutung. Aus der gesamten römischen Welt sind mit diesem nur drei solcher Instrumente bekannt.