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Rom und Aventicum

Der Kaiser, das Kaiserhaus und die Provinz

Rom übte auf unterschiedlichste Weise seine Macht und seinen Einfluss auf das Reichsgebiet aus. Ein rigoroses Ordnungssystem regelte die Verwaltung der Provinzen. Präsenz der Armee, Gesetzgebung, Amtssprache (Latein im Westen, Griechisch im Osten), Währungssystem, Standardmasse und das Steuerwesen wurden den Provinzen auferlegt. Von ihnen erwartete Rom absolute Loyalität und Unterwerfung unter die Herrschaft des Kaisers.

Urbs, ursprünglich einfach das lateinische Wort für "Stadt", war die übliche Bezeichnung für Rom, die Hauptstadt des Reiches. Sie wird häufig symbolisiert durch ein Bildmotiv aus dem Gründungsmythos der Stadt, durch die Wölfin, die die Zwillinge Romulus und Remus säugt.

Im Kaiserkult, den Augustus eingeführt hatte, drückte sich die ganze Macht des Herrschers und seiner Familie aus. Der Kaiser wurde schon zu Lebzeiten als Gott betrachtet. In Aventicum fand der Kult des Herrscherhauses wahrscheinlich im Cigognier-Heiligtum statt, wo man die Goldbüste des Kaisers Marc Aurel fand. Der Herrscher und die Mitglieder seiner Familie waren in der ganzen Stadt durch Statuen und Büsten präsent. Nur wenige davon sind uns erhalten geblieben. Bei einigen ist man sich über die Identifizierung einig (Marc Aurel, Agrippina Maior), andere sind jedoch noch umstritten. Der Kaiser liess sich entweder nackt wie ein Gott darstellen, oder wie ein Philosoph in der Toga aber auch in Rüstung als oberster General der Armee.

Porträts des Kaisers schmückten Münzen und Medaillons, deren Gültigkeit auf diese Weise garantiert wurde. Münzen waren ein ideales Propagandamittel, da sie nicht nur das Abbild des Herrschers verbreiteten, sondern auch auf politische und familiäre Ereignisse innerhalb des Herrscherhauses anspielten und moralische und ethische Werte vermittelten.

Die kaiserliche Familie spielte jedoch auch eine wirtschaftliche Rolle. Sie besass z. B. Steinbrüche, Weinberge oder Produktionszentren zur Herstellung von Olivenöl. Das Bleimedaillon, auf dem das Porträt der Antonia Minor dargestellt ist, der Mutter des Kaisers Claudius, gehörte wahrscheinlich zu einem Siegel, mit dem eine Warensendung verschlossen war, die unter kaiserlicher Protektion stand.

 

Darstellung der Kapitolinischen Wölfin, die Zwillinge Romulus und Remus säugend

Das Kalksteinrelief wurde im Innenhof der Palastvilla in der Flur Derrière la Tour entdeckt. Anfang 3. Jh. n.Chr. ?

Die Darstellung des Mythos von der wundersamen Rettung des Gründers Roms und seines Bruders ist ein Sinnbild des Römischen Reiches.

Kalksteinrelief der Lupa Capitolina. Anfang 3. Jh. n.Chr. ?
 
Porträt einer Prinzessin. 1. Jh. n.Chr.

Porträt einer Prinzessin

Marmorbüste. Gefunden 1847 im römischen Theater von Aventicum.
Kopie; das Original befindet sich im Latenium von Hauterive (NE).

Gesicht, Haare und Gewand waren bemalt. Rote Farbreste, die noch im Haar zu erkennen sind, stammen von der Grundierung für die ursprüngliche Vergoldung.
Die Gesichtszüge der jungen Frau waren durch sorgfältige farbige Modellierung besonders hervorgehoben. Sie trug ein blaugrünes Gewand.

Die Identifizierung dieses qualitätsvollen Porträts ist umstritten.
Es könnte Iulia dargestellt sein, die Tochter des Drusus Minor und der Livilla. Sie heiratete 21 n.Chr., im Alter von 15 Jahren Nero Iulius Caesar, den Sohn des Germanicus, der im Jahr 23 n.Chr. als Kronzprinzen designiert, später jedoch zum Staatsfeind erklärt und dann verbannt wurde.

 
Agrippina Maior. Marmorstatue.
2. Viertel 1. Jh. n.Chr.

Agrippina Maior

Marmorstatue. Gefunden im Norden des Forums von Aventicum. 2. Viertel 1. Jh. n.Chr.

Monumentalstatue von ca. 2,75 m Höhe, deren Porträtkopf vermutlich die Züge der Agrippina Maior, der Gattin des Germanicus, trägt.
Sie war die Mutter des Kaisers Caligula (37-41 n.Chr.) und der Agrippina Minor, die ihrerseits die Mutter des Kaisers Nero (54-68 n.Chr.) war. Die Skulptur gehört zu einer Statuengruppe, die drei oder vier Mitglieder der kaiserlichen Familie darstellte.

 
Beinfragment einer kaiserlichen Reiterstatue.
Vergoldete Bronze. 2. Jh. n.Chr.

Reiterstatue

Beinfragment aus vergoldeter Bronze. Gefunden beim Palais von Derrière la Tour. 2. Jh. n.Chr.

Erhalten ist nur das rechte Bein des Reiters. Der Typus der Reiterstatue folgt einem bekannten Schema; das am besten erhaltene Beispiel ist die Reiterstatue des Kaisers Marc Aurel vom Kapitol in Rom.

 
Goldbüste des Kaisers Marc Aurel.
Cigognier-Heiligtum. 2. Jh. n.Chr.

Marc Aurel

Kopie der Goldbüste, gefunden 1939 in einer Kanalisation innerhalb des Cigognier-Heiligtums. Treibarbeit. Um 180 n.Chr.

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